Nachhaltige Flugkraftstoffe (Sustainable Aviation Fuels, SAF) sind das wesentliche Element, um im Luftverkehr das Ziel zu erreichen, bis 2050 die gesamten Treibhausgasemissionen auf null zu reduzieren (Netto-Null-Emissionen). Dies erfordert eine massive Steigerung der Produktion, um die Nachfrage zu decken. Der Dachverband der Fluggesellschaften IATA (International Air Transport Association) schätzt, dass 2035 bereits 90 Milliarden Liter SAF benötigt werden.
„Der Bedarf an nachhaltigen Flugkraftstoffen ist enorm“
Die Nachfrage für nachhaltige Kraftstoffe in der Luftfahrt (Sustainable Aviation Fuels, SAF) wächst schnell. Wie in Brasilien Forschung und GIZ bei diesem Zukunftsthema zusammenarbeiten, erklärt Fabíola Correia de Carvalho vom Innovationsinstitut SENAI für Erneuerbare Energien Natal im Interview.
Welchen Beitrag kann grüner Wasserstoff leisten, um den Flugverkehr klimafreundlich zu machen?
Die Suche nach sauberen Energiequellen hat sich weltweit intensiviert. Das gilt auch für die Luftfahrt. Bislang verwendet sie überwiegend herkömmliches Kerosin auf Erdölbasis und verursacht damit viele klimaschädliche Kohlendioxid-Emissionen. Mit neuen, fortschrittlichen Kraftstoffen lässt sich das vermeiden. Diese SAF werden mit grünem Wasserstoff hergestellt sowie mit erneuerbaren Rohstoffen, beispielsweise Glyzerin. Das ist ein Nebenprodukt, das bei der Herstellung von Biodiesel anfällt. Fossile Kraftstoffe werden aus Klimaschutzgründen bald nicht mehr akzeptabel sein.
Wie hoch ist der Bedarf an diesen nachhaltigen Kraftstoffen in der Luftfahrt?
Bedarf und Vermarktungspotenzial von SAF sind enorm. Der Dachverband der Fluggesellschaften IATA schätzt, dass die weltweite Nachfrage auf fünf Milliarden Liter im Jahr 2025 ansteigen wird. Das wären rund ein Prozent des geschätzten Verbrauchs aus dem Jahr 2024. In Brasilien ist bereits jetzt eine Mischung von 50 Prozent SAF mit fossilen Kraftstoffen im Flugverkehr erlaubt.
Nachhaltige Flugkraftstoffe SAF
„Fossile Kraftstoffe werden aus Klimaschutzgründen bald nicht mehr akzeptabel sein.“
Was ist das Besondere an Ihrer Forschung zu synthetischem Kerosin?
Wir verfügen über Brasiliens erste Pilotanlage für die Produktion von nachhaltigen Flugkraftstoffen. Mit dieser Infrastruktur können wir grünen Wasserstoff herstellen, um synthetische Kraftstoffe zu gewinnen. Derzeit arbeiten wir an einem Projekt, bei dem aus der Luft abgeschiedenes CO2 und grüner Wasserstoff zur Herstellung von SAF verwendet werden. Unsere Lage ist ein großer Vorteil. Denn der Bundesstaat, in dem ich lebe, Rio Grande do Norte, bezieht bereits mehr als 90 Prozent seiner Energie aus erneuerbaren Energien. Außerdem forschen wir mit verschiedenen Rohstoffen – beispielsweise Ethanol oder Biogas – und schauen uns an, wie groß die jeweiligen Potenziale für Kraftstoffe sind.
Wie hat die GIZ Ihre Forschung unterstützt?
Unsere Pilotanlage entstand in Kooperation mit dem Projekt „H2Brasil“. Eröffnet wurde unser Labor für nachhaltige Flugkraftstoffe im September 2023. Die Zusammenarbeit ist für uns ein großer Gewinn. Sie ermöglicht es, unsere Forschungen erheblich zu erweitern.