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Anavilhanas-Nationalpark. Novo Airão, Amazonas, Brasilien GIZ Brasilien
Hintergrund

Präsident Lulas Waldpolitik zeigt Wirkung

Waldschutz im Fokus: Die GIZ unterstützt Brasilien beim Schutz des Amazonasgebietes auf vielfältige Weise.

Die Geste war groß, der Vorstoß einzigartig: Vergangenes Jahr schlug Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva vor, die Klimakonferenz 2025 in Brasilien abzuhalten. Genauer gesagt in der nordbrasilianischen Stadt Belém, am Rande des Amazonas-Urwalds und an den Ufern des Amazonas-Flusses. Treffender hätte seine Idee kaum sein können: die Welt zu Gast im Regenwald – dort, wo sich unser aller Zukunft entscheidet. Kippt der Amazonas, hätte das unvorhersehbare Folgen für das gesamte Weltklima und damit für die ganze Menschheit.

Lulas symbolträchtiger Vorschlag unterstrich noch einmal, wofür er als Präsident stehen möchte: für eine Umkehr der Waldpolitik, wie sie sein Vorgänger Jair Bolsonaro verfolgt hatte. Unter seiner Regierung hatte die Rodung des Amazonaswaldes Rekordwerte erreicht. Er hatte Behörden demontiert und Gesetze abgeschwächt, die den größten Regenwald der Erde schützen sollten. „Es herrschte Wilder Westen“, fasst der zuständige GIZ-Programmleiter Christian Lauerhaß die Zeit zusammen. Das hat sich nun geändert.

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Luiz Inácio Lula da Silva picture-alliance/dpa

Luiz Inácio Lula da Silva, Brasiliens Präsident

Zwischen 2019 und 2022 stieg die Entwaldungsrate in Amazonien auf jährlich rund 11.500 km2.

Abholzung stoppen: Erholung für den Amazonas-Regenwald

In Zahlen drückt sich das so aus: Während der Bolsonaro-Regierung zwischen 2019 und 2022 stieg die Entwaldungsrate in Amazonien auf jährlich rund 11.500 km2. Sie erreichte damit das höchste Niveau seit 2008. Mittlerweile ist sie um etwa 22 Prozent gesunken. Dazu muss man wissen, dass das Referenz-„Waldjahr“ in Brasilien jeweils von August bis Ende Juli geht. In der ersten verfügbaren Bilanz, seit Lula die Amtsgeschäfte in Brasília übernommen hat, sind also auch die letzten Monate unter Bolsonaro enthalten, in der noch einmal „rausgeholt wurde, was ging“. Das erste volle Jahr unter Lula dürfte demnach noch günstiger ausfallen.

Das muss es allerdings auch, wenn der Präsident seine eigenen Ziele erreichen möchte. Bis 2030 soll die Entwaldungsrate auf null fallen – „desmatamento zero“ –, so lautet seine Vorgabe. Dass Lula die Entwaldung zurückdrehen kann, hat er nicht nur seit seinem Amtsantritt 2023 bewiesen, sondern auch während seinen ersten beiden Präsidentschaften – dies ist seine dritte – zwischen 2003 und 2011, als die Entwaldungsrate von etwa 27.000 auf 4.500 km2 sank. Geholfen hat ihm damals die entschlossene Umweltministerin Marina Silva, die auch jetzt wieder mit von der Partie ist, an derselben Stelle. Nach der ersten Lula-Periode stieg die Entwaldungsrate dann wieder, zunächst unter Präsidentin Dilma Rousseff und ganz massiv unter Präsident Jair Bolsonaro.

Durchhalten während der Regierungszeit von Bolsonaro

Deutschland hat sein Engagement in der Zeit so weit wie möglich aufrechterhalten. Als GIZ „haben wir versucht, das Erreichte irgendwie zu halten, sowohl fachlich als auch bei unseren Kontakten“, so Lauerhaß. Mit Lulas Rückkehr und seinem „Null-Entwaldungsziel“ nahm die Zusammenarbeit dann wieder Fahrt auf.

Die Zahlungen in den weltgrößten Waldschutzfonds, den Amazonien-Fonds, die zwischenzeitlich ausgesetzt waren, wurden wieder aufgenommen. Der Fonds war 2008 von der brasilianischen Regierung und der Brasilianischen Entwicklungsbank (BNDES) gegründet worden, um zusätzliche Mittel für den Schutz des Amazonas zu mobilisieren. Neben dem Hauptgeber Norwegen war auch Deutschland im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums (BMZ) dabei – mit inzwischen 90 Millionen US-Dollar, von denen 35 erst 2023 (über die KfW) geflossen sind.

22
Prozent
weniger Abholzung in Amazonien seit Lulas Amtsantritt
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Rio Capim - Bundesstaat Pará - Amazonien GIZ Brasilien

Mittlerweile beteiligen sich auch Großbritannien, die USA und Japan am Amazonien-Fonds, weitere Länder könnten folgen. Insgesamt hat er einen Umfang von derzeit rund 1,3 Milliarden US-Dollar. Die GIZ unterstützt das Team der BNDES im Auftrag des BMZ bei der Umsetzung und beim Wissensaufbau sowie bei der Kommunikation. „Wir haben die BNDES von Anfang an dabei beraten, von einem großen Infrastrukturfinanzier zu einem Fondsmanager für Waldschutz zu werden“, fasst Lauerhaß die Leistung über die Jahre zusammen. Je effizienter die BNDES wurde, desto mehr konnte sich die GIZ auf Antragsteller konzentrieren. Derzeit unterstützt sie verschiedene brasilianische Bundesstaaten dabei, Projekte zum Schutz des Amazonasgebietes mit Geldern aus dem Fonds zu entwickeln.

Wachsendes Projektportfolio der GIZ im Waldschutz

Der Amazonien-Fonds ist aber nur ein – wenn auch großer – Teil eines insgesamt umfangreichen Projektportfolios der GIZ im Waldschutz. Der Aufbau eines Umweltregisters, um Landrechte zu klären, zählt genauso dazu wie die Unterstützung der Rechte indigener und traditioneller Völker oder der Aufbau nachhaltiger Produktions- und Lieferketten. Ebenfalls dazu gehört, nationale und lokale Behörden dabei zu beraten, wie der Aktionsplan zur Vermeidung und Kontrolle von Entwaldung am besten umzusetzen ist.

Zuletzt kamen sowohl mehr Mittel für laufende Vorhaben als auch für neue Projekte hinzu; weitere sind in Planung und Vorbereitung. Neben dem BMZ sind auch das Bundeswirtschaftsministerium und das Auswärtige Amt aktiv. Denn der Amazonas ist für den weltweiten Klima- und Biodiversitätsschutz zentral, so dass selbst ein aufstrebendes Land wie Brasilien internationale Unterstützung für den Erhalt dieses größten Regenwaldes der Erde benötigt.

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Luiz Inácio Lula da Silva GIZ Brasilien

 Christian Lauerhaß, GIZ-Programmleiter in Brasilien

Lulas Plan: Die Richtung stimmt

Lulas Politik stößt nicht auf ungeteilte Zustimmung in Brasilien, steht doch bei vielen Menschen das Sichern der eigenen Existenz im Vordergrund, wie Lauerhaß beobachtet. Das Land sei groß, der Amazonas weit weg, viele hätten andere Sorgen. „Deshalb ist unsere Aufgabe hier neben den konkreten Projekten auch, das Thema immer wieder anzustoßen und auf der Agenda zu halten, damit es eine Priorität bleibt.“

Nicht einmal sechs Jahre hat die Regierung, um von den 11.500 km2 Entwaldung pro Jahr auf null zu kommen. „Das wird schwierig“, sagt Lauerhaß. Nicht zuletzt, weil ein Wachstumsbeschleunigungsprogramm, das Lula ebenfalls aufgelegt hat, Umweltprobleme verschärfen könnte. „Aber: Die Richtung stimmt.“

Zu folgenden Nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs) der Vereinten Nationen trägt das Vorhaben bei:
SDG 1: Keine Armut SDG 2: Kein Hunger SDG 5: Geschlechtergleichheit SDG 6: Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen SDG 8: Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum SDG 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden SDG 12: Nachhaltige/r Konsum und Produktion SDG 13: Maßnahmen zum Klimaschutz SDG 15: Leben an Land SDG 17: Partnerschaften zur Erreichung der Ziele