Der Schatz des Chittagong Medical College Hospitals (CMCH) ist gut bewacht. Wer dorthin gelangen will, muss ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem durchlaufen: medizinische Kittel anziehen, Hände desinfizieren, die automatische Eingangssperre durchqueren und danach durch eine starke Glastür. Hinter einer weiteren Schiebetür grüßt das gefährliche und kostbare Gut mit einem bedrohlichen Zischen. 300 Giftschlangen leben hier in mit schwarzen Stoffbahnen verhüllten Regalen. Wer den schwach beleuchteten, klimatisierten Raum zum ersten Mal betritt, kann durchaus eine Gänsehaut bekommen.
Das gilt natürlich nicht für das Team des Giftforschungszentrums des CMCH in Chattogram im Südosten Bangladeschs. Für die Forschungsassistenten rund um Professor Aniruddha Ghose ist das vertrautes Terrain. „Wenn sie Bewegung um sich herum wahrnehmen, geraten manche Schlangen in Stress. Sie zischen laut, um zu signalisieren, dass man sich fernhalten soll“, sagt Mizanur Rahman, der wie seine Kollegen für die Pflege und Aufzucht der Tiere verantwortlich ist. Sie nehmen ihnen auch mit einer beeindruckenden Technik Gift ab, um mehr über die Entwicklung von Antivenin zu lernen, das Menschenleben rettet. Die Reptilienforscher fühlen sich sichtlich wohl in der Gesellschaft der Kriechtiere. Heute hat das Team einen Gast und dem geht es ebenso: Dr. Ulrich Kuch ist einer der renommiertesten Schlangenbiss-Experten weltweit. Der Biologe ist Leiter der Abteilung Tropenmedizin und Global Health im Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Goethe-Universität Frankfurt. Er engagiert sich in einer Klinikpartnerschaft zwischen dem Hospital am Golf von Bengalen und der Universitätsklinik am Main. Seit 2020 sind beide Häuser Teil dieses globalen Förderprogramms Klinikpartnerschaften, das von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag des BMZ durchgeführt wird.