Interview

„Forschung zu Klimawandel plausibel vermitteln“

Die vom Auswärtigen Amt ins Leben gerufene Initiative „Green Central Asia“ setzt auf den politischen Dialog zwischen den Ländern Zentralasiens, die vom Klimawandel besonders betroffen sind. Ein Interview mit GIZ-Programmmanagerin Caroline Milow.

Text und Fotos
Edda Schlager

Caroline Milow  GIZ-Programmmanagerin von „Green Central Asia“
Caroline Milow, GIZ-Programmmanagerin von „Green Central Asia“

Frau Milow, wie zeigt das Thema Wasser, was die Folgen von Klimawandel mit Stabilität und Sicherheit zu tun haben?

Zentralasien ist eine Region mit grenzüberschreitenden Wasserressourcen. Einige der Länder sind auf Wasser aus dem Nachbarland angewiesen. Gleichzeitig ist es ein knappes Gut. Der Klimawandel macht die Lage noch schwieriger. Während es im Winter mehr Regen gibt, der in den Bergen Muren und Schlammlawinen auslöst und große Verwüstungen anrichtet, nimmt der Niederschlag im Sommer deutlich ab. Die Lebensgrundlage von Menschen ist bedroht, denn beispielsweise die Landwirtschaft hängt vom Wasser ab. Wenn dann das wenige nicht fair verteilt und effizient genutzt wird, wird die Stimmung aggressiv. Konflikte sind vorgezeichnet.

Das Programm „grenzüberschreitendes Wassermanagement“ hat dieses Thema adressiert, kann „Green Central Asia“ darauf aufbauen?

Auf jeden Fall. Es hat gezeigt, wie ein heikles Streitthema Potential zu grenzüberschreitender Verständigung hat. Green Central Asia geht thematisch weiter, fördert den wissenschaftlich fundierten politischen Dialog über Klima, Umwelt und Sicherheit.

Wie sieht das konkret aus?

Zwischen den beteiligten Ländern wird die Kommunikation gestärkt, wie beim Außenministertreffen Anfang 2020 in Berlin. Wir ergänzen das durch Politikberatung und Fortbildungen etwa von Beschäftigen in den Verwaltungen der Länder zum Thema Klimawandel. Die GIZ vernetzt zudem Akteure aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft in der Region, aber auch aus Deutschland. Der Klimawandel kennt keine Grenzen und unsere Antworten sollten wir auch grenzüberschreitend finden. Mit dabei sind das Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungszentrum, die Deutsch-Kasachische Universität, das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Das klingt auch nach einem wissenschaftlichen Fokus?

Ja, wir werden beispielsweise moderne, teils satellitengestützte Instrumente für die Vorhersage von Umweltereignissen und für das Monitoring des Landmanagements nutzen, die von unseren wissenschaftlichen Partnern entwickelt werden. So soll auch ein Trockenheitsmonitoring-System entstehen, das es frühzeitig ermöglicht, auf sich ankündigende Wasserknappheiten zu reagieren. Ganz wichtig es, Erkenntnisse der neuesten Forschungen so zu vermitteln, dass sie für politische Entscheidungsträger*innen verständlich sind. Wissenschaft plausibel machen – so können wir mehr erreichen.

Januar 2022