Sattes Grün, hier und da unterbrochen von hellen Bienenstöcken. In der Luft liegt ein stetes Summen und Surren, während unzählige Bienen ihrer Arbeit nachgehen. Doch dieses Idyll im bolivianischen Lagunillas trügt, weiß Ana Rodas Cuéllar, Vizepräsidentin des Imkerverbands des Departements Chuquisaca: „Der Klimawandel setzt unseren Bienen zu. Vor allem in der Blütezeit macht sich der Wassermangel bemerkbar.“ Hitze und Dürre greifen Pflanzen an. In der Folge blühen sie weniger lange und produzieren weniger Nektar. „Wenn nicht genug blüht, können unsere Bienen nicht ausreichend für die Bienenstöcke sammeln.“ Das wirkt sich gleich doppelt negativ aus: Bienen bestäuben weniger Blüten, was das Ökosystem schwächt. Zudem bangen viele Familien um ihr Einkommen aus der Imkerei.
Die Menschen am Río Azero leben in enger Verbindung zur Natur und zum Wasser. Doch in den letzten Jahren haben Dürren immer wieder ihre Ernten vernichtet. Ana Rodas Cuéllar ist in der Region im Süden Boliviens aufgewachsen und spürt die Veränderungen deutlich: „Vor 20 bis 30 Jahren gab es in unserer Gemeinde viel Wasser. Heute sehen wir, wie die Ressourcen schwinden.“
Bolivien gehört zu den zehn Ländern weltweit, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind. Dürren und Wasserknappheit einerseits und Überschwemmungen und andere Extremereignisse andererseits prägen zunehmend das Klima und bringen die reiche Biodiversität des Andenstaates in Gefahr.
LAND: Bolivien
HAUPTSTADT: Sucre
BEVÖLKERUNG: 11,67 Millionen
BEVÖLKERUNGSDICHTE: 10,8 Einwohner/km2
FLÄCHE: 1.098.581 km2
RANG IM HUMAN DEVELOPMENT INDEX: 107 von 189
Quelle: Weltbank
Hier setzt das Programm PROCUENCA an, das die GIZ seit 2018 im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) umsetzt. In vier wichtigen Wassereinzugsgebieten berät das Programm, das von der EU kofinanziert wird, nationale, regionale und lokale Akteure zum integrierten Wasserressourcenmanagement.
Menschen profitieren von dem Projekt durch mehr Wassersicherheit.
Aufforstungsprojekte fördern die Anpassung an den Klimawandel.
Institutionen beteiligen sich an Entscheidungen in den Wassereinzugsgebieten.
National unterstützt das Programm das Ministerium für Umwelt und Wasser und das Vizeministerium für Wasserressourcen und Bewässerung dabei, den Nationalen Plan für Wassereinzugsgebiete umzusetzen. Regional bringt es die Akteure in Dialog, um gemeinsam Pläne zum Wassermanagement zu entwickeln, umzusetzen und Klimarisiken zu reduzieren.
Damit alle ein besseres Verständnis über Klima, Unwetter und Wasservorkommen gewinnen, fördert PROCUENCA die Entwicklung von digitalen Daten-, Informations- und Analysesystemen. Auch auf kommunaler Ebene geht es darum, Wissen aufzubauen und bei den Menschen von klein auf ein Bewusstsein zu schaffen, dass ihr alltägliches Handeln direkte Auswirkungen auf das Wasser hat.
Weibliche Vorbilder: damals und heute
Starke weibliche Vorbilder spielen eine wichtige Rolle in Chuquisaca, wie schon in der Geschichte Juana Azurduy de Padilla, der ikonischen Freiheitskämpferin der südamerikanischen Unabhängigkeitskriege. Heute sind es Frauen wie Ana Rodas Cuéllar, die sich für ihre Heimat einsetzen. Sie ist sich sicher, dass Frauen alles im Leben erreichen können und handelt selbstbewusst danach. In ihrer Region war sie die erste Imkerin und hat als nationale Abgeordnete lange die Interessen von zehn Gemeinden Chuquisacas vertreten. Heute koordiniert sie als Vorsitzende des Sozialrats die Aktivitäten ihrer Gemeinde, um den Plan zum Schutz der Wasserquellen umzusetzen.
Ana Rodas Cuéllar ist überzeugt: Wasser ist der Schlüssel zu einer nachhaltigen Zukunft für ihre Gemeinschaft. Wenn alle gemeinsam darauf achten. Dafür wird sie sich weiter starkmachen: „Ich hoffe, dass wir die Wasserressourcen in der Gemeinde stärken, unsere Bienenstöcke versorgen und mehr Blumen für die Bienen pflanzen können. Ohne Wasser gibt es kein Leben.“