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GIZ-Akzente-2-15-Deutsch

11akzente 2/15 N orwegens zerklüftete Landschaft emp­ fängt die Delegation aus der Mongolei ganz in Weiß. Boris Buyannemekh sah den Schnee schon beim Anflug auf Oslo in der tief stehenden Sonne leuchten. „Endlich! Wir alle vermissen zu Hause den Schnee“, sagt der staatlich beauftragte Sicherheitsins­ pektor, nachdem er zum ersten Mal europä­ ischen Boden betreten hat. Im mongolischen Winter sei die weiße Pracht dieses Jahr ausge­ blieben. „Den Schnee nun in Europa zu fin­ den, ist ein schöner Auftakt unserer Reise.“ Doch schon beim ersten Rundgang durch die norwegische Hauptstadt weicht die touristische Freude dem prüfenden Blick der neun Experten für Arbeitssicherheit und Ge­ sundheit. Buyannemekh und die anderen Mitglieder der Delegation wundern sich über das Eis auf den Gehwegen, das nur mit gro­ bem Kies bestreut ist: Was, wenn ein Bürger hier ausrutscht? Wer haftet dann? Muss der Staat kein Salz für die Sicherheit der Fußgän­ ger streuen wie in ihrer Hauptstadt Ulan-Ba­ tor? Die Antwort legen zwei Frauen nahe, die an der Gruppe vorbei über das Eis joggen – mit Spikes unter den Turnschuhen. Norwe­ gens Bürgern sind gesellschaftlich ausgehan­ delte Entscheidungen viel wert: Weil durch geringeren Salzeinsatz die Umwelt geschützt werden soll, übernehmen sie Eigenverant­ wortung für einen sicheren Tritt. Ob beim größten Arbeitgeberverband Norwegens, beim Dachverband der Gewerk­ schaften oder im nationalen Forschungsinsti­ tut für Gesundheit und Arbeitssicherheit – überall begegnet der Delegation, die vom mongolischen Vizearbeitsminister Jamiyan­ dorj Batkhuyag geleitet wird, das Grundprin­ zip der Norweger. Es ist eine Art Dreieinig­ keit: Vertreter von Regierung, Arbeitgebern und Arbeitnehmern setzen sich in regelmäßi­ gen Abständen zusammen und verhandeln auf der Basis wissenschaftlich ermittelter Fak­ ten – auch über Sicherheit am Arbeitsplatz. Die Unternehmer ins Boot holen Seit mehr als 100 Jahren wird auch die Ver­ teilung der Rechte und Pflichten zwischen Arbeitgebern und -nehmern ausgehandelt – einmal akzeptiert, halten sich bis zur nächs­ ten Verhandlungsrunde alle daran und nor­ wegische Arbeiter dürfen nicht streiken. Die Norweger betonen, dass sie darin den Schlüs­ sel für produktives Wirtschaften sehen. » Bei ihren Sicherheitsstandards orientieren sich die Norweger an den Richtlinien der In­ ternationalen Arbeitsorganisation und der EU. Doch die Rechte der Arbeiter auf sichere Umgebung sind in Norwegen seit 1977 stär­ ker im Arbeitsgesetz verankert als anderswo in Europa, wird den Gästen erklärt. Das nor­ wegische System setzt außerdem auf Wissen und Information: Ein nationales Kontrollins­ titut, ein Forschungsinstitut, Betriebsärzte, Sicherheitsmanager und Weiterbildungskur­ se leisten beständig Aufklärung über den Zu­ sammenhang von Arbeit, Krankheit und Ge­ sundheit. Besonders aufmerksam hört Luvsandan­ zan Urgamal beim norwegischen Verband der Unternehmer zu. Die Ingenieurin berät den mongolischen Arbeitgeberverband in Fragen der Arbeitssicherheit und Gesund­ heit. Sie hakt nach: Welche Regelungen zum Arbeitsschutz sind verhandelbar, welche nicht? Leisten die norwegischen Arbeitgeber bereitwillig Aufklärung und Sicherheitsma­ nagement, und woher kommt das Geld da­ für? Sie erfährt, dass auch der Dachverband stolz auf hohe Sicherheitsstandards ist und dafür Geld aus einem eigenen Fonds schöpft. So wird norwegischen Arbeitnehmern ihr Bewegt: Termine, Termine - zehn straff durchgeplante Tage in Oslo und Berlin erwarteten die Abgesandten. Interessiert: Luvsandanzan Urgamal (l.) und Boris Buyannemekh (M.). Sie berät den mongolischen Arbeitgeberverband, er arbeitet bei der Inspektionsbehörde.

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