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GIZ-Akzente-2-15-Deutsch

akzente 2/15 21 AKZENTUIERT Vorbild für Transparenz galt. „Und der Haifisch, der hat Zähne, und die trägt er im Gesicht. Und Macheath, der hat ein Messer, doch das Messer sieht man nicht“, heißt es in der „Moritat von Mackie Messer“, jenem Welthit aus der „Dreigroschenoper“, mit der Brecht Ende der 1920er Jahre in Berlin einen beispiellosen Bühnenerfolg landete. Transparenz ist allerdings keine Frage der Ganoveneh­ re. Sie trägt dazu bei, dass Menschen auf einer fairen und gerechten Basis zusammenleben. Dass politische Machtha­ ber ihre Entscheidungen und Vorhaben öffentlich vor einem Parlament erläutern müssen – darin liegt eine große Kraft der Demokratie. Auch in Staaten, in denen demokra­ tische Instanzen schwach ausgebildet sind, bedeutet poli­ tische Transparenz schon einen großen Fortschritt. Im Fall von TTIP sind die Unterhändler den Kriti­ kern des Freihandelsabkommens entgegengekommen: Die Verhandlungen selbst machen sie nicht öffentlich. Aber inzwischen haben sie einen Teil der Originaldoku­ mente und verschiedene Positionspapiere dazu ins Netz gestellt. Auch reden sie heute offener und häufiger darü­ ber, erläutern ihre Ziele, zerstreuen Zweifel. Obwohl Transparenz seit Menschengedenken wirkt, wurde sie als politisches Konzept relativ spät entdeckt. Sicher, in den griechischen Stadtstaaten der Antike mach­ ten öffentliche Debatten politische Entscheidungen für die Bürger nachvollziehbar. Auch während der knapp 500 Jahre, in denen das Römische Reich als Republik organi­ siert war, herrschte große politische Transparenz. Doch das waren erste Versuche, die sich nicht bleibend durch­ setzten. Aus dieser Zeit überdauerte allerdings der Begriff „Republik“, der sich aus dem lateinischen „res publica“, „öffentliche Sache“, ableitet. Damals wurden Regierungs­ angelegenheiten in Rom öffentlich und damit transparent gemacht. Zu wenige Menschen waren in die Entschei­ dungen eingebunden, als dass Rom in der Antike nach heutigem Maßstab als Demokratie durchgehen könnte. Mit der Transparenz kamen immerhin erste Elemente ei­ ner Bürgerbeteiligung auf, auch wenn von dem Begriff selbst noch keine Rede war. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts blieb der Ge­ brauch des Ausdrucks auf die Physik beschränkt. Ein Ob­ jekt gilt in den Naturwissenschaften als transparent, wenn es Licht durchlässt. Das Wort selbst leitet sich aus dem lateinischen „trans“ für „durch“ und „parere“ für „sich zeigen, scheinen“ ab. Je transparenter ein Objekt ist, desto mehr Licht lässt es durchscheinen. Ein Mittel, um Politiker in ihre Schranken zu weisen Lichtdurchlässigkeit und Transparenz waren in Zeiten der Französischen Revolution das politische Gebot der Stunde. Denn nur wenn politische Entscheidungen bis zu den Bür­ gerndurchscheinen,könnendieseauchmitreden,Beschwer­ den äußern,Verbesserungen vorschlagen oder Forderungen einreichen. Nicht umsonst bezeichnen die Franzosen das Zeitalter der Aufklärung als „le siècle des Lumières“, das „Jahrhundert des Lichtes“. Umgekehrt macht politische Transparenz Entscheidungen besser. Sie drängt die Politi­ ker dazu, die Wünsche der Bürger zu berücksichtigen. Sie schränkt die Macht der Politiker ein, ihre Entscheidungen sind dann Ergebnis eines breiteren Konsenses. Nachdem der Begriff der Transparenz in die Politik eingezogen war, drang er dann auch rasch in die damals ebenfalls entstehenden Wirtschaftswissenschaften vor. Per­ fekte oder vollkommene Markttransparenz galt bald als eine der Grundannahmen des Modells der vollkommenen Konkurrenz: Auf einem völlig transparenten Markt, auf dem die Informationen über alle gehandelten Güter, ihre Qualität, ihre Knappheit und alle andere Eigenschaften frei und vollständig fließen, können die Kräfte von Angebot und Nachfrage zumindest der Theorie nach frei walten. Transparenz macht somit der Ökonomie zufolge auch die Wirtschaft besser. Markttransparenz führt dazu, dass sich kein Marktteilnehmer einen Vorteil zulasten der anderen verschaffen kann. In Politik und Wirtschaft „Viel von sich reden kann auch ein Mittel sein, sich zu verbergen.“ Friedrich Nietzsche, deutscher Schriftsteller und Philosoph » foto:GettyImages/JustinPumfrey(S.20) Ob bei glitzernden Glasfassaden oder gläsernen Büros: Transparenz gilt in der Architektur als Symbol der Moderne und Aufgeschlossenheit. Unkonventionelle Inter- netseite, auf der Indiens Bürger ihre persönliche Bestechungsgeschichte erzählen können. Schon das Veröffentlichen der Vorfälle soll dazu beitra- gen, Korruption künftig einzudämmen. www.ipaidabribe.com akzente 2/1521

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