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GIZ-Akzente-2-15-Deutsch

23 AKZENTUIERT beschrieb der Begriff der Transparenz eben nie nur einen physikalischen Zustand, sondern war immer auch mit der Forderung nach Fairness verbunden. Transparenz bein­ haltet sowohl in der Politik als auch in der Ökonomie einen ethischen Anspruch und beschreibt einen Idealzu­ stand, der wohl nie ganz erreicht werden kann. Während sich im 18. und 19. Jahrhundert die Forde­ rung nach Transparenz darauf beschränkte, politische Entscheidungen durchsichtiger zu machen, bewegt sich die Forderung danach heute in einem komplexen Span­ nungsfeld. Sicher werden die meisten wohl dem Ansin­ nen zustimmen, die Beschlüsse von Gemeinderäten, regi­ onalen oder nationalen Parlamenten zu veröffentlichen. Doch welcher Bürger will schon gerne selbst „gläsern“ sein, transparent für die Werbeindustrie oder für große Internetkonzerne? Wo ist bei Politikern oder Wirtschafts­ bossen die Grenze zu ziehen? Wie öffentlich muss ihr Le­ ben sein? Wo beginnt ihre Privatsphäre, die sie vor den Medien und der Öffentlichkeit verbergen dürfen? Kein Allheilmittel, sondern Quell für neue Konflikte Die Forderung nach Transparenz ist eben doch kein All­ heilmittel, sondern sorgt für neue Konflikte in der Gesell­ schaft. Einer der Wegbereiter der Transparenz als zen­ tralem Konzept von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft war der englische Jurist Jeremy Bentham, der ein Jahr vor dem deutschen Dichter Johann Wolfgang Goethe 1748 geboren wurde und im selben Jahr wie dieser, 1832, starb. Bentham forderte Transparenz nicht etwa, um die Freiheit des Einzelnen zu fördern. Er sah darin vielmehr eine Möglichkeit, das Verhalten der Menschen gewaltlos zu steuern. So entwarf er beispielsweise Pläne für Gefängnisse, die so transparent aus Glas und Eisen gebaut wurden, dass die Insassen jederzeit damit rechnen mussten, beobachtet zu werden. „Panoptikum“ nannte er dieses Modell durch­ sichtiger Haftanstalten, die den Insassen jede Privatsphäre nehmen sollten. Viele Gefängnisse wurden – verschiedent­ lich abgewandelt – nach Benthams Vorstellungen gebaut, so um das Jahr 1880 auch jenes in Berlin-Moabit mit sei­ nem sternförmigen Gebäude, das noch heute als Teil der Anstalt genutzt wird. Auf diese Weise kann das Wachper­ sonal vom Zentrum des Sterns aus das Geschehen in den Gefangenentrakten gut kontrollieren – mit einem Mini­ mum an personellem Aufwand. Auch Beamte und Abgeordnete sollten ihre Entschei­ dungen nach Benthams Vorstellungen stets unter Beob­ achtung der Öffentlichkeit treffen. Und so wie Benthams Ideen in den Bau vieler Gefängnisse einflossen, so » Der Brite Jeremy Bentham gilt als Wegbereiter des Konzepts der Transparenz in Politik und Gesellschaft. Er sah darin vor allem ein Mittel, das Verhalten von Menschen zu ändern. Seit 2013 gibt es sein Werk „Das Panoptikum“ auch in einer deutschen Übersetzung. Korruption eingedämmt Viele Länder haben in den vergangenen Jahren den Kampf gegen Bestechung und Misswirtschaft aufgenommen, wie Unter­ suchungen der Weltbank zeigen. Vor allem Ruanda und Georgien haben dabei bereits deutliche Erfolge erzielt. Ruanda Dank seinem strikten Anti-Korruptions-Kurs auf fast allen Gebieten des öffentlichen Lebens steht Ruanda im weltweiten Vergleich mittlerweile gut da. Das hilft auch dabei, ausländische Investoren ins Land zu holen. Georgien Innerhalb nur eines Jahrzehnts hat sich Georgien zu einem Vorzeigeland bei der Korruptionskontrolle entwickelt. Unter anderem wurden alle Posten bei der Verkehrspolizei neu besetzt. Sie galt zuvor als besonders bestechlich. Quellen: International Budget Partnership, OECD, United Nations Development Programme, Weltbank, Transparency International Korruptionskontrolle auf einer Skala von -2,5 bis +2,5 2003 0,35 -0,35 2008 2013 TOP 5 der transparentesten multinationalen Unternehmen Der Grad der Offenheit der Konzerne wurde anhand von zehn Kriterien erhoben. Dazu gehörte auch die Frage, wo sie Steuern zahlen. Das erste deutsche Unternehmen – BASF – folgt auf Rang sieben. 0,7 -0,7 0 20082013

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