Essay „In Schulen können junge Menschen lernen, engagierte Bürgerinnen und Bürger ihrer Gemeinschaft zu werden.“ tale Lösungen können solche grundlegen- den Mängel nicht ausgleichen, aber sie kön- nen angepasst und eingesetzt werden, um beispielsweise das Lernen in überfüllten und schlecht ausgestatteten Klassenzim- mern zu verbessern. In Burkina Faso, wo ei- ne von 20 Personen wegen bewaffneter Konflikte vertrieben oder auf der Flucht ist, hat die Regierung Distanzunterricht ein- geführt und plant ihn auch fortzusetzen, um Kinder zu erreichen, die keine regu- läre Schule besuchen können. „Für uns ist das ein unumkehrbarer Prozess“, sagte Bildungsminister Stanislas Oua- ro der Nachrichtenagentur Thomson Reuters. Kompetenzen für Heraus forderungen entwickeln Die Pandemie hat gezeigt, wie tiefgreifend und verknüpft die Umwälzungen sind, die unse- re Welt erfassen und neu ordnen: Klimakrise, globale Ungleichheit, wirtschaftli- che Globalisierung, eine industrielle Revolution, künstliche Intelligenz. Sie hat auch offenge- legt, wie wichtig Bildung ist, um die nötige Widerstandskraft zu schaffen und das Wis- sen zu erlangen, mit dem Gesellschaften auf Krisen, Katastrophen und Konflikte re- agieren und Frieden schaffen können. vierte Zum Teil als Reaktion auf die globalen Herausforderungen wenden Lehrende pä- dagogische Methoden des erfahrungsbezo- genen Lernens an, die Schüler und Schüle- rinnen mit Themen der realen Welt kon- frontieren und agiles, partnerschaftliches, flexibles, technisch versiertes, emotional intelligentes und eigenmotiviertes Lernen fördern. Einheitslösungen in der Bildung weichen allmählich diversen, komplexen und vernetzten Ansätzen, die auch ökolo- gische Intelligenz, Zielsetzungen, soziale Gerechtigkeit und radikale Inklusion mit einbeziehen. In Schulen können junge Menschen lernen, engagierte Bürgerinnen und Bürger ihrer Gemeinschaft zu werden – sie sind da- her wichtige Orte für den gesellschaftlichen akzente 2/21 29 Zusammenhalt. Hier lernen Kinder und Jugendliche aus verschiedenen Kulturen, unterschiedlicher Herkunft, ethnischer Zugehörigkeit und Nationalität, einander zu begegnen, miteinander zu arbeiten und gemeinsame Werte wie Gleichberechtigung, Menschenrechte, Respekt und Freiheit zu entwickeln. In einem Artikel der Brookings Insti- tution hieß es vor kurzem, Bildung zur Nachhaltigkeit sei ein wirkungsvolles Mit- tel sowohl zum Lernen als auch, um Klima- bewusstsein und Klimagerechtigkeit zu schaffen. Es gibt deutliche Hinweise, dass Lernen durch Erfahrung – konzeptionelles Lernen in Verbindung mit konkreten, praktischen Echtweltereignissen – bei Kin- dern zu tieferen und dauerhafteren Ergeb- nissen führt. Die Autorinnen und Autoren weisen darauf hin, dass sich auf dem Feld des Klimawandels überall auf der Welt zahllose Möglichkeiten zum erfahrungsbe- zogenen Lernen bieten. Dabei kann es sich um wassersparende Landwirtschaft in Sim- babwe handeln oder um die Beobachtung menschlicher Einwirkung auf Meeres- schutzgebiete in Mosambik. „Wird die Kreativität von Lernenden und Lehrenden genutzt, kann jede Lehrerin Klimaschüt- zerin werden, jeder Schulclubsprecher Ak- tivist, und jede Unterrichtsstunde kann dazu beitragen, eine Dimension der Klima- krise und ihre zugrundeliegenden Ursachen anzugehen und/oder sich an ihre Aus- wirkungen anzupassen“, schreiben die Autor*innen. Durch solche Möglichkeiten lassen sich nicht nur Fähigkeiten für eine unsichere Zukunft entwickeln – sondern auch für eine aktive Rolle bei der Gestaltung dieser Zukunft. — MEGAN LINDOW forscht, schreibt und berät zur Komplexität, zu Neuerungen und Veränderungsprozes- sen in den Bereichen Hochschulbildung, Wissen, Technologie, Umwelt und soziale Innovation in Afrika.