Einiges geschafft, weiterhin viel zu tun GIZ mit sich. Und trotzdem versuchen wir stets, Wirkungen und Erfolge zu erzielen, auch wenn sie manchmal nicht sofort sicht- bar sind. Wie etwa Landwirtschaft in Mali zu fördern und damit einen Beitrag zu grö- ßerer Nahrungsmittelsicherheit in einem von Kämpfen gezeichneten Land zu leisten. Oder Bäuerinnen und Bauern in Nigeria fortzubilden und damit höhere Ernten zu erzielen. Oder die Gesundheitsversorgung im Jemen zu verbessern und Unterricht in Flüchtlingscamps zu organisieren. Größere Instabilität zwingt Menschen häufig dazu, ihr Haus und ihre Heimat zu verlassen und woanders Sicherheit zu su- chen. Das erleben wir derzeit eindrück- lich im Ukraine-Krieg. Syrien, Afghanistan und viele andere Konflikte haben ebenfalls große Flüchtlingsströme verursacht, wo- durch das Thema auch in der GIZ an Be- deutung gewonnen hat und weiterhin er- lebt. Seit 2015 beschäftigen uns Flucht und Migration sehr intensiv und immer wieder in neuen Wellen. Dazu kommt eine Corona-Pandemie, die uns jetzt schon mehr als zwei Jahre in Atem hält, Armut und Ungleichheit verstärkt und Entwicklungsfortschritte akut bedroht. Zumal die Impfquote in vielen Entwicklungs- ländern – anders als in den Industriestaaten – noch alarmierend gering ist. Im Niger zum Beispiel haben erst rund neun Prozent der Menschen mindestens eine Impfdosis erhal- ten, in der Demokratischen Republik Kongo sind es sogar nur zwei Prozent. Dagegen versuchen wir anzukämp- fen, indem wir kurzfristige Unterstüt- zung mit der generellen Stärkung von Gesundheitssys temen koppeln. Im Nach- gang zur Ebola-Epidemie in Westafri ka 2014 hat die GIZ zum Beispiel eine „Schnell Einsetzbare Expertengruppe Ge- sundheit“ ins Leben gerufen, die auch jetzt während der Corona-Pandemie wertvolle Dienste leistet. Sie besteht aus mobilen Teams, die unter anderem Testkits, Schutz- ausrüstung und Laborgeräte zur Verfügung stellen und Gesundheitspersonal schulen. Generell gilt: Die Impfkampagne welt- weit voranzutreiben, ist noch eine große Aufgabe, an der sich die deutsche Entwick- lungszusammenarbeit aktiv beteiligt. Sie darf nicht in Vergessenheit geraten, weil sonst Massenarmut und Hunger drohen. Solche „Kreisläufe des Schreckens“ gilt es frühzeitig zu unterbrechen. Ausreichend Impfstoffe für die Entwicklungsländer be- reitzustellen, ist ein wichtiger Ansatz dafür. Überhaupt dürfen wir angesichts all der großen sicherheitspolitischen Themen, die uns derzeit beschäftigen, die Nachhal- tigen Entwicklungsziele (SDGs) nicht aus dem Blick verlieren. Die GIZ versteht sich „Die weltweite Impfkampagne darf nicht in Vergessenheit geraten, weil sonst Massenarmut und Hunger drohen.“ als Anwalt der SDGs, die von der inter- nationalen Gemeinschaft als gemeinsamer Fahrplan bis 2030 beschlossen wurden. Zusammen mit dem Pariser Klimaabkom- men bilden sie das Rückgrat der interna- tionalen Agenda für die nächsten Jahre. Bereits jetzt ist klar, dass die zwanziger Jahre das Jahrzehnt der Umsetzung wer- den müssen. Die Ziele und Standards sind geschaf- fen, jetzt heißt es, die Transformation hin zu einer gerechteren und grüneren Zu- kunft stringent voranzutreiben. Die GIZ setzt alles daran, den Wandel in diesem Sinne weiter zu begleiten, so wie wir es in den vergangenen Jahren bereits getan ha- ben: Ein Drittel unseres Portfolios hat mittlerweile einen Klima-Bezug. Wie zum Beispiel in Indonesien, wo wir erneuerbare Energien fördern oder den Auf- und Aus- bau einer Recycling-Wirtschaft. Ambitio- nierte Ziele verfolgen wir jedoch nicht nur in Projekten, sie gelten auch für die GIZ selbst. Und auch hier machen wir deut- liche Fortschritte: Seit 2021 arbeiten wir im In- und Ausland klimaneutral. Das ist ein wichtiger Meilenstein! Die letzten Jahre haben also viel an Veränderung mit sich gebracht. Manche war gewünscht, manche eher unwillkom- men. Aber als Organisation, die weltweit arbeitet, müssen wir mit beidem umge- hen. Das heißt, wir müssen uns stetig wei- terentwickeln, um den jeweils neuen Ge- gebenheiten gewachsen zu sein. Zumal Vielfalt und Volumen unserer Aufgaben deutlich gewachsen sind. Wir haben heute mehr Themen, mehr Umsatz und mehr GIZler*innen als vor zehn Jahren: Knapp 7.000 Mitarbeiter*innen mehr als 2011 in der GIZ, insgesamt haben wir einen Frau- enanteil von rund 60 %. Um uns auf diese turbulentere Welt einzustellen, haben wir vor drei Jahren eine neue Unternehmensstrategie verabschiedet, die uns flexibler, schneller und effizienter macht, die auch neue Arbeitsformen vor- sieht und dabei hilft, Kompetenzen schnell von A nach B zu verlagern. All das braucht es in volatilen Zeiten. Dazu gehört zudem ein neuer Digitalisierungsschub, im Um- gang mit den Partnerländern, in den Pro- jekten und bei uns selbst. Es wurde schon oft gesagt, aber es macht die Sache nicht minder wahr: Ohne verstärk te digitale Anwendungen werden sich die SDGs nicht annähernd erreichen lassen. Und ohne Digitalisierung sind wir gerade in fragilen Kontexten kaum handlungsfähig – Stichwort: Remote Management, also das Steuern von Projekten mit digitalen Hilfs- mitteln aus der Ferne. Auch hier befinden wir uns mitten in einer erheblichen Verände- rung, der wir uns weder im privaten noch im beruflichen Leben entziehen können. Wenn ich heute auf die vergangenen Jahre GIZ zurückschaue, dann war in die- ser Zeit tatsächlich nichts so beständig wie der Wandel. Es ist kaum ein Jahr – eigent- lich fast kein Monat – vergangen, in dem uns nicht irgendein unvorhergesehenes Er- eignis auf Trab gehalten hätte. Wir blicken mit Zufriedenheit auf das Erreichte zu- rück, sehen es aber vor allem als Ansporn, uns für zehn weitere Jahre internationale Zusammenarbeit gut zu rüsten. Aufgaben gibt es zuhauf – die Weltlage bleibt weiter- hin turbulent. - akzente 1/22 25