engagiert 41 akzente 3/16 i n einem dunklen raum sortieren junge männer und frauen tabakblätter nach güteklassen. sie tragen atemmasken und gummihandschuhe. barnet magombo fin det die schutzkleidung lästig. er weiß aber, dass die arbeit ohne sie gefährlich wäre. die ausrüstung schützt vor giftigem nikotin, pestiziden und staub. sie ist keineswegs stan dard in malawi, doch hier am mwimba col lege of agriculture ist das tragen pflicht. magombo macht an der landwirtschaft lichen fachschule im zentral gelegenen dis trikt kasungu eine ausbildung. wie man den tabak richtig erntet und trocknet, hat der 18-jährige schon gelernt. gerade legt er ein paar fertige blätter auf fünf getrennte haufen und macht sie bereit für die ausliefe rung. aus ganz malawi wird vorsortierter ta bak zu den vier auktionshallen im land transportiert. dort kaufen ihn internationale tabakkonzerne auf, die drei größten sind universal corporation, alliance one und ja pan tobacco international. weltweit werden aus malawischem tabak zigaretten herge stellt. doch seit einigen jahren sinkt die nachfrage und damit der wert des hauptex portprodukts von magombos heimat. auch 2016 startete die verkaufssaison mit tiefprei sen. ein großteil des angebotenen tabaks fand trotz guter qualität keine käufer. magombo, dessen ältere schwester ta bak anbaut, verfolgt die entwicklung mit sorge: „die kleinbauern bleiben immer öfter auf ihrer ware sitzen.“ dabei konnten sie mit tabak bisher mehr einnehmen als mit jedem anderen produkt. viele familien haben da her über generationen hauptsächlich tabak angepflanzt und als einkommensquelle ge nutzt. nun deckt ihr verdienst häufig nicht einmal mehr die kosten für arbeit, saatgut und pflanzenschutzmittel. hinzu kommt, dass das land gegen eine nahrungsmittelkrise kämpft. schuld daran ist neben dem klimaphänomen el niño eine einseitig geförderte landwirtschaft. nach angaben der vereinten nationen sind etwa 8,5 millionen malawier wegen ernteausfäl len von hunger bedroht – das ist etwa die hälfte der bevölkerung. ziemlich schlechte aussichten, findet magombo. „die meisten bauern wissen nicht über die risiken einer monokultur bescheid“, sagt der angehende landwirt. er würde ihnen raten, neben ta bak auch verschiedene andere pflanzen anzu bauen, zum beispiel erdnüsse. „das macht sie unabhängiger und notfalls auch satt.“ wo kein tabak wächst, ist platz für essbares die malawische regierung ist angesichts der krise alarmiert. sie hat sich vorgenommen, das land weniger abhängig vom tabak zu machen. wenn die bauern andere nutz pflanzen anbauen, erschließen sie sich damit weitere einkommensquellen. so können sie auch in jahren mit niedrigen tabakpreisen ihre familien ernähren – und zur besseren lebensmittelversorgung im ganzen land bei tragen. denn wo kein tabak wächst, ist platz für essbares. durch einen regelmäßigen wechsel der angebauten pflanzen bleiben zu dem die böden fruchtbarer. die giz berät die malawische regie rung dabei, ihre strategie erfolgreich umzu setzen und produktion sowie ertrag im land zu stärken. „ein netzwerk aus landwirt schaftlichen beratern, kleinproduzenten und lokalen nahrungsmittelherstellern wird dies möglich machen“, sagt projektleiter florian bernhardt über den ansatz der „grünen in novationszentren“. sie sind teil der sonder initiative „einewelt ohne hunger“ des bundesministeriums für wirtschaftliche zu sammenarbeit und entwicklung. zwei landwirtschaftliche fachschulen in malawi, mit denen die deutschen experten zusammenarbeiten, bilden junge, motivierte landwirte wie barnet magombo zu multipli katoren aus. an magombos schule, einer einrichtung der malawischen stiftung für landwirtschaftliche forschung und beratung, haben schon 200 studenten ihren abschluss als landwirtschaftliche berater gemacht. als solche begleiten sie kleinbauern im ganzen land dabei, neben tabak und mais auch sonnenblumen, erdnüsse, soja und maniok anzubauen. der fokus liegt auf ölsaaten, denn die lassen sich im land gut weiterverar beiten, zum beispiel zu speiseöl, einem pro dukt, das weltweit gebraucht wird. wenn der agrarökonom john w. jiyani über den campus der fachschule geht, sieht er sehr zufrieden aus. vieles ist im ersten jahr der zusammenarbeit mit den deutschen ex perten schon in gang gekommen. „die bib liothek wurde mit fachbüchern ausgestattet und ein gebäude konnte saniert werden“, so jiyani über die neuerungen. „ein labor und zwei ölpressen stehen nun zur verfügung und eine solarbetriebene bewässerungsanlage versorgt den campus.“ vor allem aber hat die schule die einseitig auf tabak ausgerichteten lehrpläne angepasst und um ölsaaten und maniok ergänzt – sowohl in der theorie als auch in der praxis. auf trainingsfeldern kön nen sich die studenten umfassend mit jeder pflanzenart beschäftigen. pro jahr absolvie ren hier von nun an 120 fachschüler die er weiterte ausbildung. magombo möchte nach der einjährigen grundausbildung weiterstudieren. in drei jahren wäre er dann landwirtschaftlicher be rater. als solcher will er den tabakbauern sein wissen über alternative nutzpflanzen und gute anbaupraktiken weitergeben. an dererseits möchte magombo auch von ihnen lernen. sein traum ist es, später ein eigenes stück land zu kaufen, arbeitskräfte einzu stellen und einen nachhaltigen landwirt schaftsbetrieb zu führen. auch das natural resources college (nrc) der universität lilongwe in der mala wischen hauptstadt bildet landwirtschafliche berater aus. in den lehrplänen dort ist der tabak zwar noch zu finden, auf den trai ningsflächen allerdings schon nicht mehr. dagegen gedeihen sonnenblumen und ma niok prächtig. im bewässerungsgarten, der zum campus gehört, stehen die pflanzen in ordentlichen reihen und sind saftig grün. vergangenheit und zukunft: landwirtschaftsstudent barnet magombo lernt zwar, mit dem tabak umzuge- hen. als berater will er bauern später jedoch zeigen, wie sie auch andere pflanzen erfolgreich anbauen.