engagiert 35 akzente 2/16 a sia khaled salamed floh 2011 aus homs. maryam ahmad hariri verließ damaskus zwei jahre später. shatha ahmad kehrte ihrer vom bürgerkrieg ge- schundenen heimat 2014 den rücken. fati- ma ahmad mubarak aus daraa im südwes- ten syriens sah 2015 keinen ausweg mehr. heute leben die vier frauen als flüchtlinge in jordanien. erstaunlich gut gelaunt stehen sie in den schulungsräumen der hakam-berufs- schule in irbid, einer der drei größten städte des landes, rund 70 kilometer nördlich der hauptstadt amman. in graue arbeitskittel gekleidet, berichten sie von den schreckli- chen ereignissen in ihrer heimat. doch sie erzählen auch von den neuen, positiven er- fahrungen in der berufsschule. dort ist praxis angesagt: asia khaled sa- lamed, 39 jahre alt, und die drei jahre jün- gere fatima ahmad mubarak heben ein waschbecken auf die seite. maryam ahmad hariri, 34, und shatha ahmad, 24, drehen den befestigungsring der mischbatterie auf. brigitte schlichting schaut mit strengem, aber wohlwollendem blick zu. „gut so“, sagt sie und nickt den vier syrerinnen zu. khaled salamed lächelt. früher haben sie und die an- deren als schneiderin oder friseurin gearbei- tet, sie waren hausfrau oder haben studiert. alle sind mütter von mehreren kindern, sind mit ihrem ehemann geflohen oder haben ihn zurücklassen müssen. so wie haus, woh- nung, hab und gut, wenn es nicht schon im krieg zerstört wurde. irgendwann mit anpacken beim wiederaufbau syriens nun stehen die vier gemeinsam mit elf weite- ren syrerinnen und 14 frauen aus jordanien an den langen werkbänken der berufsschule. schlichting, eine 53 jahre alte klempnermeis- terin aus berlin, ist ihre lehrerin. sie bringt den frauen die leidenschaft für den beruf der „sabaka“, der klempnerin, nahe. seit mehr als 30 jahren übt sie selbst diesen job aus, in berlin führt sie ihre eigene firma. khaled salamed will ebenfalls klempne- rin werden und – wenn sie hoffentlich bald in ihre heimat zurückkehren kann – beim wie- deraufbau der zerstörten stadt homs helfen. „wie die trümmerfrauen damals in deutsch- land“, sagt sie und schraubt weiter an der ar- matur. „und selbstständig arbeiten, unabhän- gig sein vom einkommen eines mannes“, fügt fatima ahmad mubarak hinzu. nach europa zu flüchten, war für keine von ihnen eine option. jordanien liegt nahe ihrer hei- mat, die kultur ist ähnlich – und nach dem ende des krieges wollen sie schnell zurück. schon jetzt nutzt khaled salamed, eine kleine, energische frau, die fähigkeiten, die sie im kurs gewonnen hat. sie hilft freunden und verwandten und verdient so noch etwas zu den 20 dinar (umgerechnet rund 25 euro) hinzu, die hilfsorganisationen den flüchtlingen in jordanien pro monat geben. offiziell arbeiten dürfen sie nicht. nach ihrer gefährlichen flucht per auto, zu fuß und im bus aus homs hat khaled salamed eine kleine wohnung in irbid gefunden. dort lebt sie seit 2011 zusammen mit ihren sechs kindern. zu hause den wasserhahn zerlegen und undichte stellen reparieren – das kann sie inzwischen selbst. längst wagt sie sich auch an andere arbeiten in der wohnung. „als die neonröhre defekt war, habe ich die lampe demontiert – die anschlussdrähte wa- ren locker. kein problem.“ der klempnerkurs ist eines der projekte der giz in jordanien. er hat zwei ziele: er soll flüchtlingen eine berufsperspektive er- öffnen und zugleich helfen, eines der gravie- rendsten probleme des landes zu bekämp- fen: den wassermangel. jordanien gehört zu den trockensten ländern der erde. 40 pro- zent des wassers, sagt der deutsche experte daniel busche, gehen zudem durch defekte armaturen und marode leitungen verloren. das bundesministerium für wirtschaftliche zusammenarbeit und entwicklung unter- in jordanien lernen flüchtlinge das handwerk des klempners. die ausbildung eröffnet ihnen neue möglichkeiten – und hilft dem land, sein wasserproblem zu lösen. kostbares wasser, wertvolle chance text rolf obertreis fotos thomas imo ließen alles zurück: fatima ahmad mubarak, maryam ahmad hariri, shatha ahmad und asia khaled salamed (von oben links im uhrzeigersinn). in syrien haben sie studiert, waren friseurin oder schneiderin. jetzt lernen sie einen ganz neuen beruf.