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GIZ-Akzente-3-15-Deutsch

AKZENTUIERT akzente 3/15 17 dann waren da ja auch noch die Unsicherheiten der Wis- senschaft. Die Frage etwa: Wieso stagniert die globale Durchschnittstemperatur seit anderthalb Jahrzehnten, wo doch der Gehalt an Treibhausgasen in der Luft seit Beginn der Industrialisierung immer schneller steigt? Es sprach, kurz gesagt, lange Zeit nicht viel dafür, dass der globale Klimawandel im ökonomischen Leis- tungsmarsch der Nationen wirklich ernst genug genom- men, dass er als konkrete Gefahr und nicht als statisti- sches Abstraktum wahrgenommen wurde. Die Klimapo- litik schien vielmehr den Worten des Evolutionsbiologen Edward O. Wilson zu folgen: Es sei die Tragik unserer Gegenwart, so Wilson, dass wir Menschen inzwischen ausgestattet seien „mit gottgleichen Technologien, aber auch mit steinzeitlichen Gefühlen und mittelalterlichen Institutionen“. Nun also, im letzten Drittel des Jahres 2015, in dem auch die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen neu justiert werden, soll sich alles ändern. Die Politik übt sich, je näher der Klimagipfel von Paris rückt, im Thera- piemodus. Doch wie jede chronische Krankheit ist das Leiden des Planeten nicht mal schnell mit klimapoli- tischen Pflästerchen zu kurieren. Ein ausgeklügelter D ie Wende ist geschafft. Gerade noch rechtzeitig. Es sind diese beiden Sätze, die am Ende des Klima- jahres 2015 und der Konferenz von Paris stehen sollen. Das politische Minimalziel. Den Klimagipfelsturz von vor sechs Jahren in Kopenhagen – mit Ach und Krach überlebt. So ist das mit dem Klimaschutz auf dem Papier, unter dem gemeinsamen Dach der Vereinten Na- tionen: ein zähes, undurchsichtiges Hängen und Wür- gen. Das hat Tradition. Heißt aber auch nicht viel. Denn Scheitern war im- mer schon einkalkuliert in diesem diplomatischen Poker, der mit dem Erdgipfel von Rio 1992 begonnen hatte. Zu viel stand für die auf ökonomischen Erfolg eingeschwore- nen Akteure auf dem Spiel, zu groß war scheinbar auch der Spielraum für diplomatisches Taktieren. Die Klima- krise, eine Sorge vor allem der kommenden Generati- onen? Das war die politische Handlungsmaxime. Und Klarmachen zur Wende Der Klimawandel galt lange Zeit als abstrakte Größe und Problem der nächsten Generation. Viel spricht jetzt dafür, dass wir uns schon mittendrin befinden, denn die Folgen sind an immer mehr Stellen bereits erkennbar. Umso gebannter schaut die Welt nach Paris. Text Joachim Müller-Jung Viele Zugvögel reagieren bereits auf die höheren Temperaturen, sie haben ihre Flugrouten geändert – mit gravierenden Folgen für den Bestand der Arten. » fotoS:GettyImages/PhilAshley(S.14/15),GettyImages/FlickrSelect(s.16) akzente 3/1517

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