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GIZ-Akzente-1-15-Deutsch

akzente 1/15 21 AKZENTUIERT Die Tat fand Nachahmer in Tunesien, Marokko, Algerien, Mauretanien und Ägypten. Forscher haben den „youth bulge“, den „Überhang“ an jungen Menschen, als eine Ur- sache der Proteste ausgemacht. Etwa zwei Drittel der Be- völkerung in den Ländern des Maghreb sind jünger als 30 Jahre. In einem wohlhabenden Land kann eine sehr junge Bevölkerung ein zusätzlicher Wachstumsimpuls sein. Wenn jedoch weder Ausbildungs- noch Arbeitsplätze in ausreichender Zahl verfügbar sind oder Lebensmittel knapp werden, entsteht daraus statt wirtschaftlicher Dyna- mik sozialer Sprengstoff. In den vergangenen 40 Jahren ha- ben Ägypten, Tunesien und Marokko ihre Bevölkerungs- zahl verdoppelt, Libyen hat sie sogar verdreifacht. Weltweit suchen 75 Millionen Jugendliche eine Ar- beit. Nach dem jüngsten Bericht der Internationalen Ar- beitsorganisation verschlechterte sich der Arbeitsmarkt für Jugendliche im Alter von 15 bis 24 Jahren zuletzt in fast allen Teilen der Welt. Ihre Arbeitslosenrate lag 2013 im Mittel dreimal so hoch wie die der Erwachsenen. Als Grund nennt die Internationale Arbeitsorganisation unter anderem die Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanz- krise. Den größten Anstieg der Arbeitslosigkeit erlebten der Nahe Osten und Nordafrika. Etwa jeder Dritte ist dort ohne Job. Frauen haben es auf dem Arbeitsmarkt noch er- heblich schwerer als Männer – und die Stellen, die sie fin- den, sind weniger qualifiziert und schlechter bezahlt. Rund 5.000 junge Spanier kommen für eine Lehre nach Deutschland Auch in der Europäischen Union stieg zuletzt die Zahl der Jugendlichen, die weder berufstätig waren noch eine Ausbildung absolvierten. Im Mai 2013 legten Deutsch- land und Spanien daher fest, dass in den folgenden vier Jahren 5.000 junge Spanier zur Ausbildung nach Deutschland kommen sollten. Einer von ihnen ist Héc- tor. Er fand das Programm der Bundesagentur für Arbeit über das Internet. Als die Zusage in seinen Briefkasten in dem Pyrenäendorf Villanúa flatterte, freuten sich seine Eltern und seine Freunde mit ihm. Rund 500 Menschen wohnen dort auf fast 1.000 Metern Höhe, sie leben vom Tourismus und von der Landwirtschaft. Héctors Mutter leitet eine Jugendherberge, sein Vater arbeitet bei einer Stadtreinigungsfirma. Héctor wusste, dass er als Chemieingenieur ohnehin nicht in Villanúa bleiben konnte. Vor seiner Abreise nach Deutschland besuchte er in Saragossa drei Monate lang einen Sprachkurs. Nebenher machte er Praktika bei ei- nem Autozulieferer, in einer Kläranlage und in einer For- schungseinrichtung. Zusammen mit vier anderen Spani- ern arbeitet er jetzt bei Merck. „Wir wurden sehr herzlich aufgenommen.“ Das erste halbe Jahr wohnen die Lehrlin- ge in Familien von Merck-Angestellten. In einem vierwö- chigen Vorkurs lernten sie schon einmal die Firma ken- nen. Héctor geht täglich schwimmen oder spielt abends mit Kollegen Volleyball. Über Skype und E-Mails hält er Kontakt zu Familie und Freunden. „Für Heimweh habe ich keine Zeit.“ Von Darmstadt aus will er demnächst nach und nach in die europäischen Hauptstädte reisen. Bisher fehlen ihm nur die Berge. Nach der Ausbildung möchte er in Deutschland bleiben und am liebsten als In- genieur arbeiten. Für Muzhda in Kabul ist die Fortbildung zur Berufs- schullehrerin nur ein Zwischenschritt. „Ich möchte ger- „Ich bin froh, dass ich diese Möglich- keit habe. Es gibt in Spanien einfach keine Arbeit.“ hÉctor piedrafita, 25 Jahre, macht eine Ausbildung zum Chemikanten bei der Firma Merck in Darmstadt. Die Zukunft im Blick: Auf der Suche nach einer beruf- lichen Perspektive hat Héctor Piedrafita seine Heimat verlassen und ist nach Deutschland gezogen. » 40%der weltweit 197 Millionen Arbeitslosen im Jahr 2012 waren Jugendliche. foto:DIRKOSTERMEIER(S.20) akzente 1/1521

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