Erklärt

Unser Auftrag: gute Arbeit

Weltweit fördert die GIZ Beschäftigung – oft mit schnellem Erfolg. Tilman Nagel erklärt mit welchen Mitteln.

Text
Tilmann Nagel

Wir fördern Beschäftigung, indem wir Menschen für einen Beruf qualifizieren und Unternehmen in die Lage versetzen, Mitarbeiter zu guten Bedingungen einzustellen. Dafür müssen wir die Nachfrage und das Angebot am Arbeitsmarkt im Blick haben: Zur Förderung des Angebots an Arbeitskräften gehört es, die Ausbildung an Berufsschulen und Unis so auszurichten, dass sie zu den Anforderungen der Arbeitsmärkte passt. Um Unternehmen zu stärken, fragen wir: Was muss geschehen, damit sie investieren, wachsen und Jobs schaffen können? 

Tilman Nagel leitet bei der GIZ das Kompetenzzentrum Bildung, berufliche Bildung und Arbeitsmarkt. tilman.nagel@giz.de

  TILMAN NAGEL 

leitet bei der GIZ das Kompetenzzentrum Bildung, berufliche Bildung und Arbeitsmarkt
tilman.nagel@giz.de

So haben wir etwa die Regierung der Republik Moldau bei der Anwerbung ausländischer Direktinvestoren unterstützt. Binnen fünf Jahren sind in der Automobilzulieferindustrie mehr als 8.000 Jobs entstanden. Zugleich haben wir das Land dabei begleitet, ein duales Berufsbildungssystem einzuführen. Nach vier Jahren sind bereits 20 Prozent der Ausbildungsplätze „dual“ – junge Menschen lernen einen Teil ihres Berufes im Unternehmen, den anderen in der Schule. Unsere Auftraggeber waren hier das Bundesentwicklungsministerium und die Schweizer Entwicklungsagentur DEZA. 

Arbeitsmärkte stärken

In vielen unserer Einsatzländer funktionieren die Arbeitsmärkte schlecht. Es mangelt an Informationen über Stellen und Karrieremöglichkeiten. Darauf haben wir etwa in Ägypten reagiert, wo wir im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums beim Aufbau von Vermittlungsbüros beraten haben. Sie werden von einer Nichtregierungsorganisation betrieben und finanzieren sich durch Gebühren von Firmen. So konnten in den vergangenen Jahren 9.000 junge Ägypter in Arbeit vermittelt werden.

In Krisensituationen hat sich das Instrument „Cash for Work“ bewährt, das wir im Auftrag des Bundesentwicklungsminis­teriums umsetzen – etwa in Jordanien, wo Flüchtlinge dafür bezahlt werden, tageweise Müll einzusammeln und zu sortieren. Daraus sind inzwischen sogar Recyclingunternehmen entstanden – und mit ihnen dauerhafte Jobs.  

Bildungssysteme ausbauen

Mit „Cash for Work“ oder besserer Vermittlung lassen sich schnelle Erfolge erzielen. Doch die Mehrheit der Arbeitslosen und Unterbeschäftigten erreichen wir nur über strukturelle Maßnahmen: Es gilt, das Bildungssystem auszubauen, die Bedingungen für Investoren zu verbessern, für eine zuverlässige Verwaltung zu sorgen und Korruption zu bekämpfen.

Für die Zukunft haben wir daher zwei Ziele: Erstens muss es noch stärker darum gehen, direkt bei der Wirtschaft anzusetzen. Dafür wollen wir weitere Erfahrungen aus dem erfolgreichen deutschen Mittelstand einbringen und gleichzeitig den afrikanischen Mittelstand stärken. Einen wichtigen Beitrag in diesem Zusammenhang sollen Industriezonen leisten. Sie bieten Unternehmen besonders günstige Bedingungen, wie sichere Stromversorgung, gute Straßen oder einen Hafen, Kläranlagen, steuerliche Erleichterungen oder einfachere Zollvorschriften. Solche Gebiete können eine Vorreiterfunktion einnehmen. In einem begrenzten Raum kann man damit schnell gute Bedingungen schaffen, ohne gleich die Gesetzgebung eines ganzen Landes ändern zu müssen.

Zweitens müssen wir noch breitere Bevölkerungsgruppen erreichen. Dazu ist ein integrierter Ansatz nötig: Der Aufbau sozialer Sicherungssysteme, hochwertige Bildung, Aus- und Weiterbildung, gute Infrastruktur und inklusive Finanzangebote müssen stärker ineinandergreifen.—

aus akzente 3/18