Erklärt

Gemeinsam für Frieden

In einem fragilen Land wie Mali kann nur die langfristige Verzahnung von Außen-, Entwicklungs-, Sicherheits- und Umweltpolitik für mehr Stabilität in allen Lebensbereichen sorgen. Die GIZ ist Teil dieser Strategie.

Text
Randa Kourieh-Ranarivelo
Fotos
JULIAN RENTZSCH

Ein Land wie Mali verbindet man nicht mit „menschlicher Sicherheit“. Der westafrikanische Staat gehört zu den zehn ärmsten der Welt. Seit 2012 herrscht im Norden des Landes ein bewaffneter Konflikt mit terroristisch-islamistischen Gruppen. Anfang 2019 eskalierte die Situation auch in Zentralmali. Der Staat kann in weiten Landesteilen weder für die unmittelbare Sicherheit der Menschen sorgen noch für Dienstleistungen wie etwa Bildung. In diesem Umfeld arbeitet die GIZ im Auftrag der Bundesregierung. Wir sind in Mali Teil des verschränkten Ansatzes von Außen-, Entwicklungs-, Sicherheits- und Umweltpolitik, den Deutschland für Krisenregionen entwickelt hat. So soll nachhaltiger Frieden erreicht werden.

  RANDA KOURIEH-RANARIVELO  

ist GIZ-Landesdirektorin in Mali.
randa.kourieh@giz.de

Dazu bedarf es in Mali auch des koordinierten Zusammenwirkens von militärischen und zivilen Mitteln. Die Bundeswehr engagiert sich hier unter anderem bei der Ausbildung der Sicherheitskräfte in Missionen der Europäischen Union sowie der Vereinten Nationen. Es geht auch darum, Mali bei der Umsetzung des 2015 geschlossenen Friedensvertrags zu begleiten. In der Nordregion Gao arbeitet die GIZ auf ziviler Ebene in Abstimmung mit dem Bundeswehrkontingent.

Aufgrund der Sicherheitslage wirken die meisten unserer Mitarbeiter*innen von der Hauptstadt Bamako aus und können nur punktuell in unsere sechs Regionalbüros fahren. Aber wir kooperieren mit lokalen Partnern, die vor Ort präsent sind. Wir nennen das „Fernsteuerung“ und können im ganzen Land aktiv sein. So arbeiten wir im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums, des Auswärtigen Amts, des Umweltministeriums und der EU. Im Mittelpunkt steht das Ziel, das Leben der Menschen in Mali zu verbessern und verlässliche staatliche Strukturen zu befördern – eine „Friedensdividende“ zu schaffen. Dazu arbeiten beispielsweise unsere Kolleg*innen von „Frieden und Stabilität“ mit jenen von „Kleinbewässerung“ zusammen. Gemeinden, die sich für Stabilität in Gao engagiert haben, wurden identifiziert und unterstützt, etwa durch die Organisation des lokalen Nahverkehrs oder den Bau von Sportplätzen. Dadurch sollen sie in ihrem Engagement für den Frieden gestärkt werden.

Folgen des Klimawandels

Veränderungen in einer komplexen Gesellschaft wie Mali dauern. Umso wichtiger ist es, dass wir unsere Schwerpunkte nicht isoliert sehen, sondern verknüpfen. Und wir sehen Erfolge, zum Beispiel in der Landwirtschaft. Der Großteil der Bevölkerung lebt davon, doch nur etwa ein Drittel der Fläche des Wüstenstaates kann dazu genutzt werden. Zudem ist der traditionelle Regenfeldbau durch häufige Dürren infolge des Klimawandels an seine Grenzen gekommen. Und doch gibt es Potenzial für mehr Nahrungssicherheit: durch effiziente Bewässerung. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit fördert deshalb den Bau von entsprechenden Anlagen. Die GIZ unterstützt die malischen Partner dabei, die Anlagen zu unterhalten und effizient einzusetzen. Inzwischen werden mehr als 90 Prozent der errichteten Bewässerungsanlagen von kleinbäuerlichen Betrieben intensiv genutzt. So konnte der Reisertrag verdreifacht werden. Das trägt zur wirtschaftlichen Stabilisierung des Landes bei.

Eine wichtige Rolle für Frieden und Sicherheit spielt auch die Kultur, die in Mali einen hohen Stellenwert hat. Um den sozialen Zusammenhalt zu stärken und gewalttätigem Extremismus entgegenzuwirken, unterstützen wir Künstler*innen und Kulturzentren. Ziel ist es, Jugendliche als „Agents of Change“ zu fördern. Durch kulturelle Ausdrucksmöglichkeiten sollen sie einen friedlichen Platz in der Gesellschaft finden.

Angesichts der Schlagzeilen aus Mali scheinen das kleine Schritte zu sein. Aber wenn wir es schaffen, jungen Menschen eine positive Perspektive zu geben, ist das eine Investition in menschliche Sicherheit. Danach sehnen wir uns doch alle: ein Leben in Freiheit und Würde, ohne Armut, Furcht, Not und Willkür. Dafür lohnt sich langer Atem.

aus akzente 3/19

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